Das Reich der Pilze beherbergt eine Vielzahl völlig unterschiedlicher Organismen, die eine wichtige Rolle in der Natur spielen. Denn schon wenn man sich verdeutlicht, daß es Pilze sind, die auf unserem Teller landen, daß es Pilze sind, die Brot und Marmelade verschimmeln lassen, daß es Pilze sind, die unseren abendlichen Kneipenausflug sichern, merkt man, wie heterogen dieses Reich ist.

Pilze sind es, die selbst hochkomplexe organische Strukturen mit Hilfe von Enzymen in kleinste Bausteine zerlegen, auf diese Weise schließlich mineralisieren und der Pflanzenwelt erneut zu Verfügung stellen. Daher werden sie in der Ökologie gemeinsam mit Bakterien als Destruenten bezeichnet. Diese saprophytische Ernährungsweise von Tier- und Pflanzenleichen läßt das Biotop allmählich unauffällig verjüngen.

Daneben gibt es aber auch viele Parasiten, die ihren Wirt nicht selten so stark schädigen, daß er stirbt. Als Krankheitserreger sind Pilze also auch für die Selektion zuständig. Ist zum Beispiel ein Baum erst einmal befallen und fault, fällt er schließlich um und macht Platz für einen jungen Schößling. Menschgemachte Monokulturen sind darauf schlecht vorbereitet. Hat sich dort ein Parasit erst einmal eingenistet, verbreitet er sich durch eine riesige Anzahl von Sporen so schnell, daß nicht selten die ganze Ernte auf einem Feld zerstört werden kann. Die Kartoffelhernie in Irland Mitte des neunzehnten Jahrhunderts wo der größte Teil der Bevölkerung verhungerte ist nur ein Beispiel für die drastische Wirkung von Parasiten.

Symbiosen mit Pilzen sind ebenfalls bekannt. Die wohl augenscheinlichste Lebensgemeinschaft sind die Flechten. Daran sind allerdings die höheren Pilze beteiligt. Für das Leben ist eine Symbiose existenziell: Die Mykorhizza. Bodenlebende Pilze erstrecken sich über viele Meter und erschließt so eine enorme Fläche. Bäume verästeln ihre Wurzeln zwar stark, sind aber nach kurzer Zeit gar nicht mehr in der Lage, den Sproß mit genügend Wasser und Mineralien zu versorgen. In der Wurzelsphäre bildet der Pilz eine Symbiose mit den Wurzeln und liefert dem Baum die Mangelware, während er selbst im Gegenzug Produkte der pflanzlichen Photosynthese (Assimilate) erhält. Jeder Pilz interagiert mit mehreren Bäumen. Man könnte den gesamten Wald als einen einzigen Makroorganismus bezeichnen, denn jeder Organismus ist mit vom anderen physiologisch abhängig.

Die Systematik des Pilzreiches ist einer ständigen Änderung unterworfen. Dies liegt daran, daß Pilze noch relativ wenig erforscht sind und dem morphologisch (in Gestalt und Form) nur schwer zu unterscheiden sind. Daher werden heute vermehrt molekularbiologische Methoden verwendet, um die Verwandtschaftsverhältnisse aufzuklären. Dennoch ist es unbedingt notwendig eine gewisse Orientierungshilfe in diesem Formenreichtum zu erhalten. Daher werden hier wenigstens die wichtigsten Klassen kurz beschrieben.

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Erstellt am 20.01.2001